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Flurstücke

Das Festival für Kunst im öffentlichen Raum begeisterte Tausende Menschen am vergangenen Wochenende. Insgesamt gab es 52 Aufführungen aus dem Bereich Tanz, Theater, Musik, Performance und Kunst. Exakte Besucherzahlen gibt es nicht, da alle Aufführungen kostenfrei und zum größten Teil unter freiem Himmel stattgefunden haben. Das Kuratorenteam geht davon aus, dass knapp 50.000 Besucher zugesehen und mitgemacht haben, beruft sich dabei unter anderem auf Zahlen des Ordnungsamtes.
Euphorisch und freudetaumelnd reihe ich mich unter die vielen faszienierten Gästestimmen ein: Es war absolute Spitzenklasse, was hier in Münster geboten wurde. Einzelne Aktionen oder Aufführungen hervorzuheben ist gar nicht möglich – alles was ich gesehen habe, war absolut phantastisch. Einige Eindrücke gibt es auch als kurze Videos (Reels) auf meiner Facebook-Seite.

MONUMENTAL CONSTRUCTIONS | Olivier Grossetête
In der Stubengasse wurde ein besonderes Gebäude wieder aufgebaut: das historische Elefantenhaus des alten Zoos. Im orientalischen Stil wurde es 1899 erbaut und wie der gesamte Zoo war auch dieses Gelände damals Schauplatz rassistischer Völkerschauen, in denen Menschen als „Exoten“ vorgeführt wurden. Als monumentale Konstruktion aus Pappkartons wurde dieses, einer Moschee nachempfundene, Gebäude von Olivier Grossetête, seinem Team und zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern wieder aufgebaut. Dieser gemeinsame Bau regt zum Nachdenken über Architektur und Geschichte an, fördert Zusammenhalt und Gemeinschaft.

DEKOLONIALWARENLADEN | Stefan Demming, Joseph Kamaru
Diese Rauminstallation in der Stadthausgalerie lädt zur Auseinandersetzung mit unserem kolonialen Erbe ein. Das ungewöhnliche Geschäft, im Stil eines früheren Kolonialwarenladens erstellt, ist zugleich ein Audio-Archiv. Zieht man die Schubladen der Schränkchen und Kommoden auf, ertönen Stimmen von Menschen, die sich mit Fragen des Kolonialismus aus unterschiedlichen Perspektivern auseinandersetzen. Sie sprechen zu denen, die zuzuhören bereit sind. Z.B. über den Umgang mit dem Völkermord an den Nama und Herero, aber auch über aktuelle Zustände und Abhängigkeiten in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Religion. Nachdenklich und Berührend.

SPIN JUMP CRAWL CLIMB DREAM BITE HUNT | Paul Spengemann
Hinter dem etwas sperrigen Titel verbirgt sich ein Phantasiewesen, das in Spengemanns Lasershow zum Leben erwacht. Die riesige Leinwand in der Sporthalle Berg Fidel bietet viel Platz, um Netze zu spinnen. Es entstehen immer wieder neue Formen, neue Kreaturen, die versuchen zu laufen, zu schlafen, zu denken, zu lächeln. Aus instabilen Verknüpfungen versucht das Wesen, das nur manchmal zum Vorschein kommt, sich eine Welt zu bauen. Eben noch ein scharfes Bild, fallen die Gebilde aus Licht im nächsten Moment in sich zusammen und liegen am Boden. Alles nur geträumt? Die Show bietet eine gänzlich eigene Bilderwelt, der zugleich ein Bezug zu unserer „gestörten“ Welt anhaftet.

FOUS DE BASSIN | Ilotopie
Poetisch und surreal wurde es am Abend auf dem Aasee: die Wasseroberfläche wurde zu einer gigantischen Bühne, auf der Autos und Fahrräder fahren, Straßenlaternen aus seichten Wellen erwachsen und immer mehr skurrile Figuren zum Vorschein kommen, an Feuerfackeln und beleuchteten Barken vorbei flanieren oder schippern. Dann gleitet eine Frau in roter, barocker Robe mit einem gigantischen Rockgestell heran – auf einem riesigen Schaufelrad, in dem ein Mann wie im Hamsterrad läuft. Von den brennenden Pontons schießt immer wieder Feuerwerk in den Himmel. Das Ganze begleitet von sphärischen Klängen und Scheinwerferlicht. Eine wahrhaft traumhafte und phantasievolle Kulisse!

03.07.2024

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